Osternacht


Osternacht (1.)
Osternacht ist leis gekommen,
Zündet mälig Stern an Stern:
Gold`ner Glanz ist weit erglommen
In der blauen Himmelsfern`.
Bächlein fließen, Blumen sprießen
Für den heil`gen Ostertag,
Auferstehen, selig Grüßen
Wandelt sacht durch Flur und Hag.

Wer kann heute traurig sagen:
Mensch, gedenke an den Tod!
Wie zu Paradiesestagen
Steigt herauf ein Morgenrot.
Grün und Blumen in den Händen,
Hoffe nur, schau` himmelwärts:
Ewig Ostern wird uns spenden,
Der besiegt des Todes Schmerz!

Horch, die Lerchen in den Lüften
Künden schon den hehren Tag!
Über Gräbern, über Grüften
Blumenduft und lerchenschlag.
Wachet auf im Tal der Schmerzen,
Wachet auf aus Not und Tod,
Brechet Blumen, zündet Kerzen,
Überall ist Morgenrot!


Osternacht (2.)
Alter Schnee ist weggenommen,
Überall weht Frühlingslust,
Über Nacht ist uns gekommen
Junges Grün und Veilchenduft.
Über Nacht ist weggenommen
Sündenschmerz und grimmer Tod,
Über nacht ist uns gekommen
Überselig Morgenrot.

Drum in allen Lüsten singen
Lerchen süß von Aufersteh`n;
Drum aus allen Tälern klingen
Glocken süß im Windesweh`n;
Drum im Grund der Seele bebet
Künft`ger Auferstehungs Lust;
Da der Eine, Eine lebet,
Sind wir dessen froh bewußt.

Sag`, was weinest du in Schmerzen,
Gibt der Schmerz nicht Osterlust?
Nur empor mit ganzem Herzen,
Sei des Ostertags bewußt!
Wenn du mit dem Herrn erstanden
Aus dem finst´ren Grabe bist,
Sehn`st du nach den ew`gen Landen,
Suchst du nicht, was irdisch ist.

Bange, wer voll Erdenliebe,
Wer nur lebt für Fleisch und Blut;
Wenn nur himmlisch deine Triebe,
Wenn dein Herz in seinem ruht!
Mag das Auge ihn nicht schauen,
O, er ist dir liebend nah`;
Du kannst trauen, du darfst bauen.
Eh` du ahnst, ist Ostern da!

Schau` getrost in Sturm und Leben,
Schau` nur lächelnd in den Tod!
Er wird Ruh` im Sturme geben,
Er, des Lebens Morgenrot;
Er verkläret deine Wunden,
Wandelt alles Leid in Lust,
Und hienieden schon gesunden
Hat den Himmel deine Brust.

Aller Schnee ist weggenommen,
Überall weht Frühlingslust;
Über Nacht ist uns gekommen
Junges Grün und Veilchenduft
Über Nacht ist weggenommen
Sündenschmerz und grimmer Tod,
Über Nacht ist uns erglommen
Überselig Morgenrot.

Autor: Franz Alfred Muth (1839-1890)
Titel: Osternacht


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